Relativpronomen und Relativsätze
Was man über Relativpronomen und Relativsätze wissen sollte.
Relativpronomen werden gebraucht, um Relativsätze einzuleiten. Relativsätze sind Nebensätze, das konjugierte Verb wird ans Satzende gestellt.
Relativsätze gehören zu den Rechtsattributen eines Nomens, stehen also hinter dem Nomen. Nomenattribute geben dem Nomen eine zusätzliche Erklärung oder eine weitere Information. Relativsätze beziehen sich in der Regel auf ein Nomen, das so genannte Bezugswort, und werden in der Regel direkt dahinter gestellt. Daher können sie mitten im Satz oder am Ende eines Satzes gestellt werden. Relativpronomen werden wie folgt dekliniert:
Kasus | Maskulinum | Femininum | Neutrum | Plural |
---|---|---|---|---|
Nominativ | der | die | das | die |
Akkusativ | den | die | das | die |
Dativ | dem | der | dem | denen |
Genitiv | dessen | deren | dessen | deren |
Um Relativsätze richtig bilden zu können, muss zuerst das Relativpronomen bestimmt werden. Das Relativpronomen wird durch zwei verschiedene Faktoren bestimmt:
-
Das Bezugswort gibt den Numerus (Singular oder Plural) und den Genus (maskulin, feminin, neutral an.
-
Der Kasus des Relativpronomens ergibt sich aus den Nebensatzinformationen:
- Steht das Bezugswort im Nebensatz im Nominativ, so steht auch das Relativpronomen im Nominativ.
- Steht das Bezugswort im Nebensatz im Akkusativ, so steht auch das Relativpronomen im Akkusativ.
- Steht das Bezugswort im Nebensatz im Dativ, so steht auch das Relativpronomen im Dativ, usw.
Die Bildung von Relativsätzen mit Relativpronomen im Nominativ
Bezugswort = Numerus (Singular oder Plural) und Genus (maskulin, feminin, neutral)
Bezugswort im Nebensatz = Kasus = Nominativ
- Der Mann heißt Erwin Knuddelbär. Er kommt aus Bremen.
- Der Mann, der aus Bremen kommt, heißt Erwin Knuddelbär.
- HS: Bezugswort = der Mann = maskulin /// NS: Er kommt = Nominativ
- Die Frau heißt Gertrude Nimmersatt. Sie kommt aus Hannover.
- Die Frau, die aus Hannover kommt, heißt Gertrude Nimmersatt.
- HS: Bezugswort = die Frau = feminin /// Sie kommt = Nominativ
- Das Kind heißt Torsten. Es kommt aus Lübeck.
- Das Kind, das aus Lübeck kommt, heißt Torsten.
- Bezugswort = das Kind = neutral /// Es kommt = Nominativ
- Die Leute sind Wissenschaftler. Sie kommen aus Berlin.
- Die Leute, die aus Berlin kommen, sind Wissenschaftler.
- Bezugswort = die Leute = Plural /// Sie kommen = Nominativ
Die Bildung von Relativsätzen mit Relativpronomen im Akkusativ
Bezugswort = Numerus (Singular oder Plural) und Genus (maskulin, feminin, neutral)
Bezugswort im Nebensatz = Kasus = Akkusativ
- Der Tisch war sehr teuer. Mein Mann hat ihn letzte Woche gekauft.
- Der Tisch, den mein Mann letzte Woche gekauft hat, war sehr teuer.
- Bezugswort = der Tisch = maskulin /// Er hat ihn gekauft = Akkusativ
- Die Fotos sind echt gut geworden. Ich habe sie in Paris gemacht.
- Die Fotos, die ich in Paris gemacht habe, sind echt gut geworden.
- Bezugswort = die Fotos = Plural /// Ich habe sie gemacht = Akkusativ
Die Bildung von Relativsätzen mit Relativpronomen im Dativ
Bezugswort = Numerus (Singular oder Plural) und Genus (maskulin, feminin, neutral)
Bezugswort im Nebensatz = Kasus = Dativ
- Herr Schmal hat neuerdings Geldprobleme. Ihm gehören mehrere Häuser.
- Herr Schmal, dem mehrere Häuser gehören, hat neuerdings Geldprobleme.
- Bezugswort = Herr Schmal = maskulin /// Ihm gehören mehrere Häuser = Dativ
- Unsere Gäste sind zufrieden. Das Büfett hat ihnen sehr gut geschmeckt.
- Unsere Gäste, denen das Büfett sehr gut geschmeckt hat, sind zufrieden.
- Bezugswort = unsere Gäste = Plural /// Es hat ihnen geschmeckt = Dativ
Die Bildung von Relativsätzen mit Relativpronomen im Genitiv
Bezugswort = Numerus (Singular oder Plural) und Genus (maskulin, feminin, neutral)
Bezugswort im Nebensatz = Kasus = Genitiv
Eine Genitivkonstruktion kann man wie folgt erkennen:
Nomen + Nomen (des Bezugswortes) oder Possessiv (des Bezugswortes) + Nomen
Vergleiche: Possessivpronomen
- Das Kind muss sofort operiert werden. Der Vater des Kindes ist nicht zu erreichen.
- Das Kind, dessen Vater nicht zu erreichen ist, muss sofort operiert werden.
- Bezugswort = das Kind = neutral /// der Vater des Kindes = Genitiv
- Das ist Herr Gans. Seine Frau hat neulich im Lotto viel Geld gewonnen.
- Das ist Herr Gans, dessen Frau neulich im Lotto viel Geld gewonnen hat.
- Bezugswort = Herr Gans = maskulin /// Seine Frau = Possessiv = Genitiv
Die Bildung von Relativsätzen mit Relativpronomen nach einer Präposition
Steht das Bezugswort im Nebensatz nach einer Präposition, so bestimmt die jeweilige Präposition den Kasus des Relativpronomens. Die Präposition steht im Relativsatz vor dem Relativpronomen.
- Endlich kommt der Zug an. Wir mussten so lange auf ihn warten.
- Endlich kommt der Zug an, auf den wir so lange warten mussten.
- Bezugswort = der Zug = maskulin /// wir warten auf den Zug = Akkusativ
- Das ist Gerda. Mit ihr habe ich gestern den ganzen Abend getanzt.
- Das ist Gerda, mit der ich gestern den ganzen Abend getanzt habe.
- Bezugswort = Gerda = feminin /// tanzen mit Gerda = Dativ
Die Bildung von Relativsätzen mit Relativpronomen im Genitiv nach einer Präposition
Eine weitere Variante ist, dass das Relativpronomen zwar im Genitiv steht, aber eine Präposition den Kasus des Nomens hinter dem Relativpronomen bestimmt. Auch in diesen Fällen steht die Präposition im Relativsatz vor dem Relativpronomen im Genitiv.
- Erika will heiraten. Max ist seit langem in ihre Schwester verliebt.
- Erika, in deren Schwester Max seit langem verliebt ist, will heiraten.
- Bezugswort = Erika = feminin /// ihre Schwester = Possessiv = Genitiv ///
verliebt sein in die Schwester = Akkusativ
- Das ist Ihr neuer Kollege. Von seiner Tüchtigkeit sind wir alle überzeugt.
- Das ist Ihr neuer Kollege, von dessen Tüchtigkeit wir alle überzeugt sind.
- Bezugswort = Kollege = maskulin /// seiner = Possessiv = Genitiv ///
überzeugt sein von der Tüchtigkeit = Dativ
Vergleiche dazu die Beziehung Genitiv und Possessivpronomen
Die Bildung von Relativsätzen mit "wo" und "wohin"
Drückt das Bezugswort etwas Räumliches oder Zeitliches aus, kann alternativ zu einer Präposition das Relativadverb "wo" benutzt werden.
Drückt das Bezugswort einen Ortswechsel aus, kann alternativ zu einer Präposition das Relativadverb "wohin" benutzt werden.
- Lasst uns zum Baggersee fahren. Dort kann man wunderbar baden.
- Lasst uns zum Baggersee fahren, in dem man wunderbar baden kann.
- Lasst uns zum Baggersee fahren, wo man wunderbar baden kann.
- Frank studiert an der RWTH Aachen. Sein Vater hat auch dort studiert.
- Frank studiert an der RWTH Aachen, an der auch sein Vater studiert hat.
- Frank studiert an der RWTH Aachen, wo auch sein Vater studiert hat.
- Endlich haben wir im Lotto gewonnen. Jetzt sind unsere finanziellen Probleme gelöst.
- Jetzt, wo wir im Lotto gewonnen haben, sind unsere finanziellen Probleme gelöst.
- Udo will nach Südafrika fahren. Sein Freund ist auch schon dorthin gereist.
- Udo will nach Südafrika fahren, wohin sein Freund auch schon gereist ist.
Relativsätze, die sich auf ein Pronomen beziehen
Relativsätze können auch gebildet werden, wenn das Bezugswort ein sächliches Demonstrativ- oder Indefinitpronomen ist, wie zum Beispiel die Pronomen alles, das, dasjenige, dasselbe; etwas, manches, nichts, vieles usw.
Wenn sich das Relativpronomen auf ein Bezugswort bezieht, das selbst ein Pronomen ist, steht das Pronomen im Hauptsatz für einen ganzen Satzinhalt. Bezieht sich das Relativpronomen auf einen ganzen Satzinhalt, so gebraucht man das Pronomen "was".
- Alles, was sie gesagt haben, war erstunken und erlogen.
- Das, was du gesagt hast, entspricht nicht der Wahrheit.
- Wir gratulieren denjenigen, die die Prüfung mit "sehr gut" bestanden haben.
- Da ist etwas, was ich nicht verstehe. Warum willst du ihn nicht heiraten?
- Die Studenten haben so manches, was der Professor gesagt hat, nicht verstanden.
Relativsätze können auch nach einem substantivierten Superlativ stehen:
- Das ist das Hübscheste, was mir jemals geschenkt wurde.
- Das ist das Schlimmste, was ihm passieren konnte.
- Das war das Schönste, was ich je gemacht habe.
Relativsätze, die sich auf einen ganzen Satz beziehen
Bezieht sich das Relativpronomen auf einen ganzen Satz,
- so gebraucht man das Pronomen " was ".
- Einige Kollegen machen eine viel zu lange Pause, was unseren Chef sehr ärgert.
- Andere Kollegen machen bereitwillig Überstunden, was ihm wiederum sehr gefällt.
- Manch ein Kollege feiert oft krank, was der schweren Arbeit zuzuschreiben ist.
-
Steht das Relativpronomen als Ergänzung nach einer Präposition, so gebraucht man "wo(r)- + Präposition". (sich ärgern über = worüber; womit; woran; usw.)
- Sie haben mir soeben das Leben gerettet, wofür ich mich sehr bei Ihnen bedanken möchte.
- Kurt schenkte Hilde zum Geburtstag einen Ring, worüber sie sich sehr freute.
- Krebs ist eine Krankheit, woran schon viele Menschen gestorben sind.